Aus einem langen Dornröschenschlaf erwacht

Bautagebuch 1, Hauptstraße 24

Über fünfzig Jahre war es unbewohnt, das sogenannte Geisterhaus in Räbke. Es hatte wohl kaum noch jemand an eine Rettung geglaubt, aber nun hat das Objekt neue Eigentümer gefunden und durch sie die Chance zur Erhaltung.

Trotz fortschreitendem Verfall des zweigeschossigen Fachwerkhauses und der kleinen Scheune hat es durchaus Kaufinteressenten gegeben, aber lange war die in die Schweiz verzogene Eigentümerfamilie nicht bereit zu verkaufen. Und so ging der Verfall weiter. Das Dach wurde undicht und ein Stallgebäude an der östlichen Grundstücksgrenze musste vor ca. 10 Jahren wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Schließlich kam es doch zu einem Verkauf, der aber nicht zu einer Sanierung der Gebäude führte.

Foto: Landkreis Helmstedt
Foto: Günter Jung

Wie es manchmal das Schicksal bestimmt, gab es für einen kleinen Moment die richtigen Menschen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. In diesem Fall war es die Familie Peltzer-Montfort, die zufällig auf dieses Objekt aufmerksam wurde, sich nicht von dem Zustand der Gebäude abschrecken ließ, den ideellen und kulturellen Wert der Gebäude erkannte und es 2016 erwerben konnte. Als erste Notmaßnahme wurde das Dach regendicht gemacht.

Im Mai 2019 erfolgte dann der Beginn der eigentlichen Erhaltungsmaßnahmen. Das Fachwerk des Wohnhauses wurde durch den Holzgutachter Veith-Grünwald eingehend auf Schäden geprüft und marode Hölzer durch die Zimmerei Mathias Roloff aus Schöppenstedt fachgerecht ersetzt.

Foto: Horst Eberhard
Foto: Horst Eberhard

Nicht nur die bestehende Denkmaleigenschaft, sondern auch das Bemühen der neuen Eigentümer, möglichst viel der sog. grauen Energie zu nutzen, führt zu einem besonders behutsamen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz. Alles, was erhalten werden kann, verbraucht keine neuen Materialien und keine zusätzliche Energie zur Herstellung. Darüber hinaus sind die in der Bauzeit eingesetzten Materialien meistens umweltverträglicher, langlebiger und recycelbar, Aspekte, die in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Nicht nur, dass es sich mit Lehm wunderbar arbeiten lässt, er wird weiterhin für ein ausgesprochen angenehmes Wohnklima sorgen. Entfernt wurden also lediglich später eingefügte und nicht fach- oder materialgerecht hergestellte Bauteile.

Durch das starke Engagement aller Familienmitglieder, Freunde und Bekannte wurden Lehm- und Backsteingefache saniert oder wenn erforderlich mit altem Material erneuert und das Grundstück von jahrzehntelangem Wildwuchs befreit.

Foto: Sonja Peltzer
Foto: Horst Eberhard
Foto: Heidi Fengel

Dann waren wieder die Fachleute gefragt und die sind derzeit wahrlich schwer zu bekommen. In diesem Monat trafen sich Energieberater, Heizungsbauer und Maurer, um die Detailplanung für die Holzpelletheizung durchzuführen. Und dann in dieser Woche die freudige Nachricht: „Juhu, die Dachdecker sind da“.

Foto: Sonja Peltzer
Foto: Heidi Fengel

Auf der Südseite wurden die Dachziegel aus Linkskrempern zur Wiederverwendung abgenommen, die Sparren mit Begleithölzern verstärkt und die Fläche vorsichtshalber mit einer Folie gegen den zu erwartenden Regen versehen.

Fortsetzung erfolgt gemäß Baufortschritt.

H.F.

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